Malu Dreyer
Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
gerne habe ich die Schirmherrschaft für den 8. Nachsorgekongress der Arbeitsgemeinschaft
Teilhabe,
Rehabilitation, Nachsorge und Integration nach
Schädelhirnverletzung übernommen.
Begriffe wie Teilhabe und Inklusion sind seit einigen Jahren in aller Munde. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention haben wir eine neue Leitlinie über die Rechte von Menschen mit Behinderungen bekommen, die deren gesellschaftliche Teilhabe in den Mittelpunkt stellt.
Das nachhaltige Engagement der Arbeitsgemeinschaft und der Mitgliedsorganisationen trägt dazu bei, dass diese Leitlinie keine Worthülse bleibt, sondern auch im Sinne von schädelhirnverletzten Menschen umgesetzt wird.
270.000 Menschen erleiden in Deutschland in jedem Jahr eine unfallbedingte Schädelhirnverletzung. Die Hälfte von ihnen ist jünger als 25 Jahre. Das Krankheitsbild ist vielfältig. Trotz optimaler Erstversorgung nach dem Unfall, sorgfältiger Rehabilitation und versuchter Integration in den gewohnten Alltag sehen sich die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen mit großen Problemen konfrontiert. Da das Gehirn und damit die Schaltzentrale des menschlichen Körpers betroffen ist, reicht die Herstellung der körperlichen Unversehrtheit nicht aus. Besonders leiden die Unfallopfer an den unsichtbaren Folgen ihrer Verletzung: Wesensveränderungen, kognitive Einschränkungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen.
Aufgrund des besonderen Schädigungsbildes brauchen Menschen mit Hirnschädigungen besondere Hilfe. Sie müssen das Leben wieder neu lernen. Sie müssen lernen, ihr zweites Leben zu meistern, um sich auf den Weg in einen möglichst selbstbestimmten Alltag zu machen. Sie brauchen zumeist besondere Vorgehensweisen bei der Diagnostik, bei der eigentlichen Behandlung und bei der manchmal lebenslangen Nachsorge. Es ist deshalb notwendig, dass entsprechende Strukturen flächendeckend angeboten werden.
Der 8. Nachsorgekongress beschäftigt sich mit „selbstständiger und selbstbestimmter Lebensführung“ im zweiten Leben nach Schädelhirnverletzung und will Lösungsansätze erarbeiten. Mir gefällt besonders, dass die Nachsorgekongressreihe allen am Teilhabeprozess beteiligten Personen eine gemeinsame Diskussionsplattform bietet. So können zusammen mit betroffenen Menschen für betroffene Menschen Verbesserungen erreicht werden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es trotz aller Hindernisse immer wieder neue Chancen und neue Ansätze gibt, die die Lebenssituation verbessern, ob für uns alle oder wie hier für eine Gruppe von Menschen. Deshalb danke ich Ihnen allen herzlich für Ihre Initiative für die Belange von Menschen mit Schädelhirnverletzungen und für Ihr anhaltendes Engagement.
Ich wünsche dem Kongress einen erfolgreichen Verlauf und Ihnen einen regen Austausch mit zahlreichen neuen Impulsen für Ihre ebenso vielfältige wie wichtige Arbeit zum Wohl der Betroffenen und deren Angehörigen.
Malu Dreyer
Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz